Die Ausprägung der Bindungsmuster unterscheidet sich in Abhängigkeit von den gemachten Bindungserfahrungen des Kindes. Es werden heute vier Bindungsmuster, die zuerst in einer standardisierten Situation «Fremde Situation» ermittelt wurden, unterschieden. In dieser Testsituation wird die Qualität der Bindung bei Kindern zwischen 12 und 18 Monaten in mehreren Sequenzen experimentell ermittelt.
Ainsworth entwickelte Ende der 1960er Jahre die sogenannte «Fremde Situation» (Strange Situation). Somit gelang es ihr, Bowlbys Bindungsmodell in einer standardisierten Laborsituation beobachtbar zu machen und bestätigte letztlich die Kernaussagen der Bindungstheorie empirisch (Ainsworth et al., 1978). Zudem belegte sie in zahlreichen Studien, dass sich Bindungen qualitativ unterscheiden können. Was die Bindungsqualität eines Kindes zu seinen Bezugspersonen letztlich entscheidend ausmacht, ist die elterliche Sensitivität. Ainsworth erkannte früh, welche zentrale Bedeutung die Reaktion des Kindes auf die Trennung von der Mutter sowie die Wiedervereinigung mit ihr einnehmen. Ainsworth eruierte aufgrund der «Fremde-Situation» sowie aus ihren vorangehenden Untersuchungen und Befunden verschiedene Bindungsqualitäten. Sie deckte drei voneinander abgrenzbare Reaktionsmuster auf, welche später durch die Analysen von Mary Main (1943-2023) um ein viertes Muster erweitert wurden: b) sichere Bindung, a) unsicher-vermeidende Bindung, c) unsicher-ambivalente Bindung und d) desorganisierte Bindung.
In der Ausgangssituation befinden sich Bindungsperson und Kind in einem Raum mit Spielmaterialien.
Das Verhalten des Kindes in den verschiedenen Testsituationen gibt Hinweise auf das dominante Bindungsmuster. Die Spezifika der ermittelten Muster werden in der Folge jeweils mit dem in der Literatur häufig verwendeten Buchstabenkürzel sowie mit Hinweisen auf bedeutsame Merkmale der Bindungsperson dargestellt. Relevant für das entsprechende Bindungsmuster haben sich aufgrund der Befunde die Trennungs- und Wiedervereinigungsszenen herauskristallisiert.
Sicher gebundenen Kinder haben ihre Bezugspersonen als sensitiv, verlässlich, fürsorglich und unterstützend erfahren. Sie können ein sogenanntes Urvertrauen ausbilden. Kinder mit einem sicheren Bindungsmuster haben einen guten Zugang zu ihren Gefühlen, sind offen und beziehungsorientiert und können ihre Bedürfnisse adäquat äussern. Sie verfügen über gute emotionale und soziale Kompetenzen, einen positiven Selbstwert und ein positives Selbstbild und haben in aller Regel beständige und ausgewogene Freundschaften.
Sicher gebundene Kinder können ihre Umwelt frei explorieren, da sie sich ganz sicher sein können, dass ihre Bezugspersonen verlässlich für sie da sind, wenn sie Hilfe benötigen oder Gefahr droht. BVS und EVS stehen im Gleichgewicht zueinander und sind flexibel ausgestaltet.
Können sich Unterstützung holen
Sind kreativ und flexibel
Zeigen Ausdauer
Zeigen Empathie und gemeinschaftliches Verhalten
Eltern, die konsistent auf die Bedürfnisse ihres Kindes reagieren, eine vorhersehbare und zuverlässige Fürsorge bieten und emotional verfügbar sind, fördern eine sichere Bindung. Sie bieten dem Kind eine stabile Basis für Exploration und emotionales Wachstum.
Stärkung der Kommunikation
Offene Gespräche über Gefühle und Bedürfnisse stärken das Vertrauen und die emotionale Sicherheit des Kindes.
Konsistente Reaktionen
Bleibe verlässlich und vorhersehbar in Deinen Reaktionen auf die Bedürfnisse Deines Kindes, um ihm eine stabile und sichere Basis zu bieten.
Unterstützung bei der Exploration
Fördere aktiv die Neugier und Unabhängigkeit Deines Kindes durch unterstützende Anleitung und das Bereitstellen von sicheren Explorationsmöglichkeiten.